Stadt Land Frust von Ida Madita aus Waldbröl

Hallo liebe Leserin und lieber Leser,

ich wohne seit meiner Geburt auf dem Land. Um genau zu sein in Schladern, einem kleinen Ort in der Nähe von Köln. Es ist nicht wirklich ein Dorf, aber eben auch keine Stadt. Noch nicht einmal eine Kleinstadt. Wir haben viel Natur bei uns, ein paar Geschäfte und immerhin einen Bahnhof, an dem sogar regelmäßig ein Zug fährt. Im Sommer kann es bei uns wirklich schön sein wie zum Beispiel der Wasserfall hinter unserem Haus oder die gut besuchte Eisdiele an der Ecke. Doch als Jugendlicher möchte man manchmal einfach mehr erleben.

Und wo geht das am besten? Natürlich in der Stadt! Doch von uns aus dorthin zu kommen ist gar nicht so einfach. Für manche Kinder ist es schon eine Hürde, in Schladern den Bahnhof zu erreichen, wenn Taxi Mama gerade nicht verfügbar ist. In diesem Fall gibt es eigentlich nur noch eine Möglichkeit: Sich durch zwei Wälder, drei Hecken und vier Bäche zu kämpfen, um im besten Fall erst mal an eine Bushaltestelle zu gelangen, von der höchstens alle zwei Stunden ein Bus abfährt. Nach zwei Umstiegen mit mindestens dreißig Minuten Wartezeit ist man endlich in Schladern angekommen und kann von dort aus mit dem Zug nach Köln fahren. An die Rückreise denkt man dann lieber nicht, weil es den ganzen Weg im Dunkeln wieder zurückgeht. Für mich ist das kein Problem, da ich nur fünf Minuten vom Bahnhof entfernt wohne.

Doch in die andere Richtung zu gelangen, nämlich zu den anderen Dörfern, ist eine echte Katastrophe. Um alleine zu meinen Freunden zu kommen, müsste ich mit dem Bus mindestens drei Mal umsteigen. Hier auf dem Land kann man sich eben nicht einfach nach Lust und Laune spontan irgendwo treffen. Man muss die An- und Abreise ganz genau planen, nach vorgegebenen Uhrzeiten losgehen und man darf nur ja nicht den Bus verpassen, denn sonst verschiebt sich das Treffen um mindestens zwei Stunden! In der Stadt ist das natürlich ganz anders. Verpasst man dort die Straßenbahn, ist das kein Problem, denn ehe man sich versieht, ist schon wieder die nächste da. Im Winter ist es bei uns noch schwieriger von A nach B zu kommen. Oft fahren viele Busse erst gar nicht, weil die verschneiten, kurvigen Straßen auf dem Land nicht geräumt werden. Manchmal, wenn man Glück hat, sieht man nach einigen Minuten Warten in der Ferne zwei Scheinwerfer aufleuchten und ist unglaublich erleichtert in den halbwegs warmen Bus einsteigen zu können, denn seine Zehen spürt man schon lange nicht mehr.

 

Ida Madita

 

Ida Madita