Ein Tag in meiner Welt von Janne aus Ahaus

Warme Tage so wie heute. Das wünscht sich doch jeder. Ein angenehmes Gefühl, hier im Gras zu liegen und in den Himmel zu schauen. Er ist blau und wolkenlos. Felder werden von der warmen Sommersonne angestrahlt. Sie treffen auf meine Haut, lassen sie warm werden. Mein Sommerkleid weht leicht durch den warmen Wind. Irgendwo in der Ferne hört man einen Trecker seine Runden drehen. In den Gräben zirpen die Grillen und neben mir plätschert der Fluss vor sich hin. Mücken fliegen umher und Bienen bestäuben die Blumen. Ich genieße den Ausblick und atme tief ein. Der Geruch von getrocknetem Gras steigt mir direkt in die Nase und verursacht bei mir ein Kribbeln im Bauch. Ich merke wieder, wie glücklich ich bin, hier auf dem Land zu leben. Ich nehme mein Fahrrad und fahre ein bisschen durch das Dorf. Auch wenn es klein ist, gibt es jede Menge zu sehen.

Die Straße, auf der ich fahre, hat schon unendlich viele Löcher und Risse. Man weiß also, dass das Ganze hier schon ewig alt ist und schon früher sich Menschen an dieser schönen Landschaft glücklich gesehen haben. An den Straßenrändern wächst Unkraut wild heran und kleine Tierchen krabbeln an den Grashalmen. Die so ziemlich netteste Oma hier in der Gegend begegnet mir am Dorfrand und winkt mir schon von weitem zu. Als ich näher komme, grüßt sie und läuft dann fröhlich weiter. Jeder nennt sie einfach nur Oma, weil sie früher die Näherei an der Ecke geleitet hat und jeder mit ihren Sorgen zu ihr kommen konnte. Da gab es dann immer Karamellbonbons und im ganzen Laden wurde alte, entspannte Musik abgespielt. Oft haben wir zu der Musik getanzt und einmal hat sie uns sogar einen kleinen Tanz beigebracht. Sie riecht immer noch nach Bonbons und ich fühle mich direkt geborgen, wenn mir dieser Geruch in die Nase steigt. Selbst heute noch hilft sie den Kindern im Dorf. Sie zeigt ihnen, wie man näht.

Als ich weiter fahre, sehe ich als nächstes die drei Statuen, die am Eingang des Dorfes stehen. Der Erste pflügt das Feld, die Zweite backt ein Brot und der Dritte sitzt entspannt in einem Stuhl und genießt seinen wohlverdienten Feierabend. Und genauso läuft es bei uns hier im Dorf. Zuerst wird gearbeitet. Dabei hilft jeder jedem. Nach Schluss treffen sich dann alle im einzigen, kleinen aber feinen Wirtshaus um die Ecke. Ich erkenne durch die milchigen Gläser schon einige Bauern, die bereits anstoßen. Eine leichte Fahne von Alkohol dringt zu mir hinüber, doch ich schüttle sie ab und fahre unbeirrt weiter. Auf der anderen Seite steht ein kleines, unscheinbares Hotel, wo der Putz schon ein wenig von der Wand bröselt. Jedes Jahr kommen da zwar nur etwa zwei Dutzend Besucher, doch die kriegen dann immer etwas ganz Besonderes zu Gesicht: unser jährliches Sommerfest. Alle preisen ihre im Jahr gesammelten Schätze dort an. Letztes Jahr, zum Beispiel, haben mein Bruder und ich einen großen Fisch gefangen. Dazu gab es eine Versteigerung. Schließlich ist er dann für ganze 50 Euro an einen alten Rentner weggegangen. Außerdem gibt es dann immer jede Menge Zuckerwatte, Pony reiten, Spiele und noch so viel mehr tolle Sachen.

Als ich jetzt weiterfahre, wird es holprig, denn der Kopfsteinpflasterweg fängt ab hier an. Ich steuere auf die Eisdiele zu. Jetzt am frühen Abend sind schon fast alle weg. Ein junges Ehepaar sitzt noch in der Ecke zusammen gekrümelt und ein älterer Herr genießt sein Eis in vollen Zügen. Ich gehe rein und bestelle meine Lieblingssorte: Pistazie. Eigentlich liebt jeder hier im Dorf Pistazie. Ist ja auch klar, wenn Mario, der Eisverkäufer, das Eis zubereitet. Ich schiebe den einen Euro über den Tresen, verabschiede mich und fahre weiter. Platsch! Plötzlich spüre ich etwas Nasses auf meiner Schulter. Es fängt an zu regnen. Durch mein Kleid dringt die Kälte hindurch. Langsam kühlt meine Haut ab. Ich genieße es. Es ist ein schönes Gefühl. Ich rieche den Duft von Sommerregen. Er ist kalt, aber erfrischend und total rein. Ich freue mich, weil unsere Felder endlich wieder bewässert werden. Langsam steuere ich auf mein Zuhause zu. Ich fahre die Allee entlang. Es riecht auch hier nach frischem Regen und Landluft. Es befreit meine Nase vollkommen. Dann wechsle ich auf den Schotterweg. Ich kann schon mein Bauernhaus sehen. Es steht dort verlassen neben einem Waldstück. Von hier kann ich meine Familie durch das Fenster erkennen, ich trete noch einmal fest in die Pedale und lasse mich die letzten Meter ausrollen. Gedämpfte Stimmen dringen zu mir herüber, als ich mein Fahrrad an den Gartenzaun lehne. Meine Eltern, mein Bruder und Oma und Opa begrüßen mich und ich geselle mich zu ihnen. Wir lachen viel an diesem Abend. Eigentlich so wie immer. Wir brauchen nicht viel, um glücklich zu sein. Nur die Familie, Freunde und das schöne Wetter. Und so ist es eben, das Leben auf dem Land. Schön und unkompliziert.

Janne