Mein Turm von Nora aus Bergneustadt

Es ist lange her. Es hatte schon früher angefangen, aber ich kannte den alten Zustand unseres Hauses nur von Fotos.

Dann war da meine Schwester, sie war gerade geboren worden. Der 17. Oktober. Meine Oma war da gewesen und wir hatten das Licht ausgemacht. Sie hatte ganz viele Teelichter mit mir in Gläsern angezündet. Damals war der Kamin noch nicht da. Der Raum war groß. Wir Menschen so klein. Meine Mutter und mein Vater klingelten und traten in das flackernde Kerzenlicht. Sie waren nicht zu zweit, sie kamen zu dritt. Ich war klein, das Haus war groß, die Straße war klein, wirkte aber groß, die Welt war so groß.

Es waren alles neue Menschen, so viele.

Ich konnte nicht mehr lächeln, habe die Freude vergessen, wollte die Ruhe nicht, die Veränderung. Veränderung muss man verstehen und ich verstand sie nicht, ich wollte Ruhe. Ich wollte etwas unveränderliches, etwas was einfach so war, was schön war. Da war dieser alte Turm, er war einfach da. Er war in der Natur, die einfach war – so wie überall.

Er gab mir Hoffnung und ließ mich nicht fragen. Ich wollte ihn malen, ich wollte ihn basteln.

Er war da. Er war massiv. Er fiel nicht um und er gab Sicherheit. Er sah aus wie eine alte Burg, war groß und geheimnisvoll – mein Turm.

 

Nora