Ein Großstadtjunge von Alina aus Herzogenrath

Und alles fing in diesem einen Sommer an. Es war ein Samstagmorgen, der 13 Juni. Wie eigentlich jeden Tag stand ich verschlafen auf und schaute auf meinen Wecker, der 11 Uhr 13 anzeigte. Ich freute mich sogar auf den Tag, da meine kleine Schwester heute Geburtstag hatte. Sie wurde endlich zehn!

Ich machte mich fertig, zog mich an und putzte mir die Zähne. Dann ging ich nach oben, um zu frühstücken. Meine Schwester saß schon am Esstisch, wie üblich, denn sie war immer früher wach als ich. Ich gab ihr das Geschenk, was ich eine Woche vorher noch schnell in einem Laden in unserer Stadt gekauft hatte. Der Laden war zwar nur zehn Minuten von unserem Haus entfernt, aber er war kurz davor, für immer zu schließen, und ich musste dann dort hin, da ich sonst die ganze Woche keine Zeit mehr hatte, um das Geschenk kaufen zu gehen.

Ich kaufte das Geschenk bewusst – meine Schwester war schon ein echter Pferdefreak, sie hatte unzählige kleine Schleich-Pferde, mit denen sie jeden Tag spielte. Sie freute sich über mein Geschenk und ging direkt nach dem Frühstück nach unten in ihr Zimmer, um wie immer, mit ihren Pferden zu spielen.

Danach erzählten mir meine Eltern, dass wir Besuch von einer Bekannten aus Köln bekommen würden. Irgendwie wusste ich nicht so recht, was ich mit dieser Information anfangen sollte, da sie eh nur wegen meinen Eltern komme würde.

Ach übrigens,“ erwiderte meine Mutter „sie nimmt einen ihrer Söhne mit.“

Ich weiß nicht warum, aber ich war aufgeregt. Ich wusste zwar, dass es ein Junge aus einer Großstadt war, aber naja, das war mir in diesem Moment egal. Das Einzige, worüber ich mir in diesem Moment Gedanken machte, war, wie er wohl sein würde. Ich meine, er kam aus einer Großstadt und achtete bestimmt nur auf sich und sein Aussehen. Ich wusste sogar noch nicht mal, warum meine Eltern sie eingeladen hatten. Meine Schwester und ich kannten sie gar nicht.

Es war Mittag und ich sah, wie die ersten Gäste ankamen, darunter auch eine Frau und ein Junge, die ich nicht kannte. Sofort kam mir in den Sinn, dass es die Frau mit ihrem Sohn sein musste. Als sie sich uns endlich vorstellten, hatte ich nur Augen für ihn, er hatte Markenklamotten an und sah echt gut aus mit seinen braunen Locken. Typisch Großstadt, dachte ich mir. Später setzte ich mich zu ihm und wir fingen an zu reden. Ich bemerkte, als wir mehr ins Gespräch kamen, dass ich mir ein völlig falsches Bild von ihm gemacht hatte. Er war sehr nett und lustig, ich fand ihn sofort sympathisch.

Wir bemerkten, dass wir zu Hause nicht viel machen konnten und es hier eh nur um meine Schwester ging. Also gingen wir zu dem Laden, in dem ich das Pferd gekauft hatte, doch diesmal sah es nicht mehr einladend aus, wie vor einer Woche. Diesmal sah man nur einen leeren Raum und ein Schild wo drauf stand „Zu vermieten“. Es war schon traurig, jetzt war der Laden zu … für immer …

Sowas hast du sicher nicht“, sagte ich zu ihm.

Vielleicht das nicht, aber dafür ist alles viel zu voll, man kommt kaum rechtzeitig irgendwo hin“, erwiderte er.

Ich sah in seine leuchtenden blauen Augen und irgendwie wusste ich, dass er einfach besonders war, nicht so wie all die anderen Großstadtjungs.

Als wir nach weiteren langen Gesprächen wieder nach Hause gingen, erwartete ihn schon seine Mutter, da sie jetzt wieder nach Hause fuhren. Wir verabschiedeten uns. Es war ein wunderschöner Nachmittag mit ihm.

Von meiner Schwester erfuhr ich später, dass sie noch ein Pferd bekommen hatte, und zwar von ihm. Ich weiß zwar nicht, woher er die Vorliebe meiner Schwester kannte, aber ich fand es süß, dass ein Junge aus einer Großstadt so warmherzig und nett sein konnte.

Alina