Bornheim – Ort der Träume von Maximilian (ein „Sonntag auf dem Land“ – Tagesworkshop)

Ich wälze mich noch einmal in meinem Bett hin und her und versuche, den Wecker zu ignorieren. Doch das nervend laute Dröhnen in meinen Ohren zwingt mich, mich ans andere Ende des Bettes zu bewegen. Dann versuche ich mich zu erheben und schleppe mich ins Bad. Von dort aus gucke ich aus dem Fenster. Hier in Bornheim gibt es zwei Sachen, die man aus dem Fenster gut sehen kann: das große, qualmende Industriegebiet bei Köln oder viele Bäume.

In meinem Fall blicke ich auf die grüne Landschaf und sehe, wie die Sonne in Nebelschwaden über den Feldern aufgeht. Nachdem ich im Stehen fast wieder eingeschlafen wäre, rüttele ich mich wach und ziehe mich an. Die Treppe herunter laufend stopfe ich die letzten Dinge in meinen Ranzen und beeile mich, aus dem Haus zu kommen. Ich überlege, mit dem Bus zu fahren, entsinne mich dann doch eines Besseren. Schließlich ist der Bus komplett überfüllt und zur Schule komme ich auch schnell und gut mit dem Fahrrad.

Ich trete vor die Tür und mir kommt eine eisige Kälte entgegen. Ich schnappe mir noch schnell meine Handschuhe bevor die Tür zufällt und stülpe sie mir über die Hände, dankbar für ihre Wärme. Danach schwinge ich mich auf meinen Sattel und begrüße meinen Freund nur mit einem lauten Gähnen. Er gähnt zurück und wir fahren los. Die kühle Landluft vertreibt die übriggebliebene Müdigkeit schnell und wir fahren, die schöne Aussicht genießend, Richtung Schule.

Jeden Morgen überrascht mich die Schönheit Bornheims aufs Neue und ich denke an die zahlreichen Picknicks und Fahrradtouren, die ich in dieser Gegend schon erlebt habe, an viele wunderschöne Sonnenauf- und -untergänge.

Ein lautes Klingeln und reißt mich aus meinen Gedanken. Ein alter Bornheimer Landwirt kommt mir entgegen, einer, der den Klatsch und Tratsch liebt und immer über die neuesten Geschichten Bescheid weiß. Er hebt die Hand zum Gruß und ich nicke ihm zu. Wir haben uns zwar schon mal gesehen, aber unsere Namen kennen wir nicht. So ist das hier fast immer. Allzu groß ist unser schönes Heimatstädtchen schließlich nicht, aber auch nicht so klein, dass jeder jeden Namen kennt und über dessen Lebenslauf Bescheid weiß.

An der Schule angekommen parke ich mein Rad am Fahrradständer. Mein Blick streift über das Schulgebäude. Mit welchen langweiligen Geschichten werden unsere uns Lehrer heute wieder nerven? Mit meinen Freunden schlendere ich zu unserem Klassenzimmer. Wir sprechen über die neuesten Handys und Computerspiele oder über die coolsten neuen Treffpunkte in Köln, Bonn und in der Bornheimer Natur, denn speziell davon gibt es reichlich. Das ist das Schöne am hier, es gibt einerseits die Nähe zu Köln oder Bonn und andererseits die Nähe zur Natur.

Unsere Gespräche werden durch das Eintreten unseres Deutschlehrers gestoppt und wir stehen zur Begrüßung auf. Durch die Klasse hallt ein verschlafenes “Guten Morgen!“, bevor wir uns wieder hinsetzen. Die deutsche Grammatik saust an uns vorbei, während die Zeit nur quälend langsam vergeht.

Die restlichen Schulstunden sind dann irgendwann zum Glück auch vergangen und jeder freut sich auf einen Nachmittag mit Freunden oder voller Hobbys. Ich danke Gott im Stillen, dass unsere Lehrer uns heute keine Hausaufgaben aufgebrummt haben und freue mich auf die Tennisstunde, die ich heute haben werde. Ob Tennis oder Handball – in Bornheim gibt es einige Freizeitaktivitäten, die man wahrnehmen kann. Für jeden ist etwas dabei. Meine Leidenschaft ist Tennis.

Während ich weiter an Hobbys in Bornheim denke, strampele ich den Berg im vierten Gang hoch und komme durchgeschwitzt oben an. Hier bei uns kann man auf so viele Arten Sport machen, denke ich. Ich glaube, es gibt sogar Pfadfindergruppen im Ort. Obwohl ich die Natur liebe, gehört das Herumkrabbeln in Gebüschen aber nicht unbedingt zu meiner Vorstellung von Sachen, die ich gerne in der Freizeit mache.

Ich schmeiße meine Tonne zur Seite, begrüße meine Mutter. Die Stufen zu meinem Zimmer hoch überfliege ich fast und werfe mich in meine Sportsachen. Kurz nachdem ich das Haus betreten habe, verlasse ich es auch schon fast wieder und setzte mich erneut auf mein Rad. Da ich noch viel Zeit habe, beschließe ich, noch einen kleinen Umweg durch die Natur zu machen, den kleinen Feldweg hoch, bis ich auf eine nur mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahrene Straße gelange, die sich durch die schöne Natur schlängelt.

Das ist nur einer von vielen Wegen, der durch die Bornheimer Natur führt. Neben mir im Gebüsch höre ich einige Tiere rascheln und Vögel auf Bäumen fröhliche Melodien summen. Ich halte an einem Aussichtspunkt an, an dem die Bäume ausnahmsweise mal nicht die Sicht auf das Vorgebirge und Köln verdecken. Ich sehe die hohen Gebäude in Bonn und Köln in der Ferne aufragen und wundere mich, dass man in nur zwanzig Minuten in einer so anderen Umgebung sein kann. Nachdem ich mich mal wieder an der wunderbaren Gegend erfreut habe, rolle ich langsam den Berg wieder Richtung City hinunter.

Nach fünf Minuten erfrischendem Gegenwind bin ich der Natur schon wieder entkommen und finde mich auf der Königsstraße wieder, dem Zentrum Bornheims. Die vielen kleinen Läden zu beiden Straßenseiten sehen einladend aus. Ich muss dem Drang anzuhalten widerstehen und trete weiter in die Pedale. Das Städtchen hat echt alles, denke ich mir, von diversen Friseurläden zu Weinhändlern und normalen Supermärkten. Obwohl, um ehrlich zu sein, ein Kino gibt es nicht, bevor mir einfällt, dass ich mit der Bahn in kürzester Zeit in jedem beliebigen Kino in Köln oder Bonn sein könnte. Na gut, die Bahn ist nicht immer pünktlich, aber das lässt sich verkraften. Einer der wenigen Minuspunkte hier.

Über meinen Gedanken bin ich schon an der Tennishalle angekommen und merke, dass das Training in zwei Minuten anfängt. Ich beeile mich also, auf den Platz zu kommen. Dort machen sich meine Trainingskameraden schon warm und ich stelle mich zu ihnen. Auf den Nachbarplätzen sehe ich ebenfalls einige andere bekannte Gesichter und unbewusst fühle ich mich dadurch wie zu Hause. Indirekt bin ich das dort auch, so oft wie ich mich hier aufhalte, und schlage schon die ersten Bälle übers Netz.

Ob dieses heimatliche Gefühl in Großstädten wie Köln auch existiert, frage ich mich. Dort spielen so viele unterschiedliche Leute in einem Sportclub, dass man sich gar nicht gut kennt. Bornheim hat einfach die perfekte Größe; groß genug für viele verschiedene Angebote, aber nicht so groß, dass man dort niemanden kennt.

Die Tennisstunde vergeht leider wieder mal viel zu schnell. Ich kämpfe mich wieder den Berg hinauf in Richtung Dusche. Das ein oder andere bekannte Gesicht begegnet mir auf dem Heimweg. Zu Hause angekommen schäle ich mich aus den Klamotten und genieße das prickelnd heiße Wasser auf meinem Körper. Meine Mutter ruft mich zum Abendessen und der Duft kringelt sich mir schon in die Nase.

Mit meiner Familie spreche ich über nervige Lehrer und die Erlebnisse des Tages, bevor ich nach oben gehe und den restlichen Abend, heute zum Glück mal ohne Hausaufgaben, in meinem Zimmer verbringe. So vergeht die Zeit schnell. Zufrieden lasse ich mich auf mein Bett fallen und den Tag noch einmal an mir vorüberziehen. Ich höre jetzt schon das schrille Klingeln des Weckers in meinen Ohren und denke kurz vor dem Einschlafen nur noch: Bornheim ist für mich einfach perfekt!

 

Maximilian