Freitag, dritte Stunde am AvH in Bornheim.
Herr Lentz kommt in die Klasse gestürmt, klatscht seine Unterlagen aufs Pult und ruft:
„Unser neues Thema ist die öffentliche Verwaltung. Wer von euch kann mir sagen, was da die kleinste Instanz ist? Wer weiß denn, wie unser Bundesland aufgebaut ist?“
Niemand meldet sich.
„Na, kommt schon, das ist doch nicht so schwer. Dann eben anders gefragt: Wer weiß denn, was es alles in unserem Bundesland gibt?“
„Städte.“ ruft einer von hinten.
„Gemeinden.“ ruft Kasper.
„Ja, gut, wäre zwar besser gewesen, ihr hättet euch gemeldet, aber immerhin. Gute Vorschläge. Bornheim zum Beispiel ist eine Gemeinde. Was fällt euch denn so zu Bornheim ein? Arbeitszeit ab jetzt fünfzehn Minuten.“
„Hey, Julia, du liebst doch Bornheim. Schreib bloß nicht zu viel Gutes!“ ruft Kasper von links.
„Ha, du weißt genau, dass ich so schnell wie möglich nach der Schule hier weg will. Hier gibt es ja gar nichts. Man kann ja hier nicht mal studieren.“ hält ihm Julia entgegen.
„Komm, so miserabel ist es hier auch nicht. Du musst ja nicht unbedingt studieren, könntest auch sagen wir mal in einer Schreinerei arbeiten. Ich zum Beispiel werde später in der Glaserei meines Vaters arbeiten! Das ist schon klar.“ sagt Kasper.
„Aber nicht jeder ist wie du. Glaubst du wirklich, ich will die ganze Zeit in eurem kleinen Betrieb arbeiten und langsam hier vermodern? Nein, darauf habe ich keine Lust. Ich will die Welt bereisen, mich amüsieren. Kann man doch hier auf dem Dorf nicht.“
Kasper lässt sich nicht so leicht abschütteln.
„Du kannst doch locker mit Bus oder Bahn nach Bonn oder Köln kommen. Party kannst du auch dort machen.“
„Na klar, wenn die mal pünktlich fahren würden. Nein, danke, da wohne ich lieber gleich in der Stadt.“
„Aber da kennst du doch niemanden und hier fast jeden.“
„Jeder wohnt doch gefühlt woanders. Wie soll ich denn zu denen kommen? Mit der tootal zuverlässigen Bahn oder wie stellst du dir das vor, Kasper?“
„Na, ihr beiden Turteltauben, habt ihr wieder Beziehungsstress?“ mischt sich jetzt Hannes ein.
„Ha, ha, sehr witzig. Komm, grab dich einfach ein!“ sagt Julia.
„Was hältst du denn so vom Leben auf dem Land, Hannes?“ fragt ihn Kasper. „Du hast doch vorher in der Stadt gewohnt. Was findest du besser?“
„Hm, das Landleben hat schon was. Schön ruhig, nicht so hektisch, allerdings nicht so viele Möglichkeiten, Sport zu machen. Ich klettere ja gerne, aber bis zur nächsten Kletterhalle muss ich eine halbe Stunde mit der Bahn fahren. Zum Joggen ist es allerdings cool hier. Die frische Landluft, schöne Gegend, das gibt es in der Stadt so nicht.“
„Ja, und was ist nun deiner Ansicht nach besser?“ will Julia von ihm wissen.
„Beides hat was, und wenn du mich fragst, kann ich mich nicht wirklich entscheiden.“ sagt Hannes.
„Hey, ihr drei, weniger quasseln, mehr arbeiten!“ ruft Herr Lentz von vorne.
Dominik