Trautes Heim Alfter von Leonie aus Bornheim/Alfter (Tagesworkshop „Ein Sonntag auf dem Land“)

Viele, die zum ersten Mal den Namen meiner Heimatstadt hören, denken wahrscheinlich gleich: Nie gehört, ist wohl irgendein Kaff. Zugegeben, mein Zuhause ist nicht mit einer Stadt wie Düsseldorf zu vergleichen. Hier ist auch nicht alles supertoll und immer harmonisch. Im Gegenteil, vieles ist ganz und gar nicht perfekt. Das habe ich im Laufe meines bisherigen Lebens oft feststellen müssen.

Es ist wie bei einem spannenden Buch: Man blättert eine Seite weiter, erfährt etwas Neues, Interessantes und muss dann selber beurteilen, ob es gut oder schlecht ist. Aber meine Meinung ist, dass man nie in Vollkommenheit leben kann. Das Unperfekte ist es doch, was uns und alle Menschen ausmacht und was einen ganz eigenen Charme hat.


Mein Leben begann in Alfter und nein, keine Bange, ich werde diesen Satz nicht wie ein Klischee beenden. Ich weiß ja heute noch nicht, wo meine Reise zu Ende gehen wird. Vielleicht hier im Rheinland, vielleicht auch ganz woanders. Schließlich leben wir im Jetzt und Nun und genau in diesem Augenblick bin ich eben hier, in einem kleinen Dorf mitten im Nirgendwo zwischen Köln und Bonn, Eifel und Rhein, Apfelbäumen und Maisfeldern.

Hier fühle ich mich geborgen, bin seit meiner Geburt hier. Meine Grundschule ist im Städtchen und auch meine Freunde leben hier. Als ich jünger war, hatte ich nicht nur einmal das Gefühl, auf dem vergleichsweise kurzen Heimweg von der Schule bis nach Hause verloren zu gehen. Meine Eltern hatten sich in einem vom Ortskern etwas entfernt gelegenen Haus einquartiert, sodass wir natürlich noch das Meiste zu Fuß erreichen konnten, aber auch Wald und Felder direkt vor der Haustür hatten. Damals schien mir alles riesig, grenzenlos, denn alles, was ich brauchte, war in Alfter.

Als ich älter wurde und meine Interessen sich veränderten, wandelte sich auch mein Blick auf meine kleine Stadt. Ich wollte unbedingt Fußball spielen. Doch bei uns im Ort gab es keine einzige Mannschaft, die bereit war, mich aufzunehmen. So blieb mir nur die Wahl, mich entweder mit einer anderen Sportart zufrieden zu geben, die Mädchen bei den Jungs mitspielen ließ oder in der Mädchenmannschaft im Nachbardorf zu trainieren. Gemeinsam mit meiner Schwester entschied ich mich dann für den TUS Roisdorf und damit für viel Fahrerei.

Neue Bekanntschaften traten bald darauf in mein Leben, vor allem durch die weiterführende Schule. Meine Freunde lebten nun nicht mehr nur in Alfter, sondern kilometerweit verstreut. Auf einmal war es nicht mehr so einfach wie früher, einen Treffpunkt zu finden, den jeder gut erreichen konnte. Und trotzdem haben wir es geschafft. Unsere Lieblingsplätze sind mittlerweile die Bonner Innenstadt, in der wir als Freundesgruppe bummeln gehen können und immer noch die Eisdiele bei mir um die Ecke. Die hat das ganze Jahr lang geöffnet und damit meine ich wirklich: immer. Ob im kältesten Winter mit frisch gebackenen Waffeln oder im heißesten Sommer mit einem Eis, ist sie für mich der beste Platz, um unter uns jedes Geheimnis zu enthüllen.

Leonie