Die Geschichte eines Massageeichhörnchens

Merlin, Henri und Clemens aus Korschenbroich |

 
„Hallo, wie geht’s dir so?“, fragte Gary, das halbintelligente, zwielichtige, verwahrloste Massageeichhörnchen zu seinem Spiegelbild, da es sehr alleine war. Eigentlich konnte Gary sich gar keinen Spiegel leisten, aber nachdem er beim IKEA in Kaarst mal wieder Hotdogs schnabuliert hatte, konnte er nicht widerstehen, den großen Schaufensterspiegel mitgehen zu lassen.

Als Massageeichhörnchen hatte er leider die blöde Eigenschaft, ständig extreme Nackenschmerzen zu haben, vor allem seit dem er den Spiegel von IKEA bis in seinen Baum schleppen musste. Massageeichhörnchen sind aufgrund ihrer immensen Nackenschmerzen außerordentlich talentierte Selbstmassierer. Dazu wenden sie eine besondere, selbst entwickelte Form des Pilates an (Da Eichhörnchen – wie jeder weiß – keinerlei Kleidung tragen, müsste man eher von „Nacktpilates“ sprechen. Diese Form des Pilates hilft jedoch nicht bei der Partnersuche, da weibliche Eichhörnchen nicht auf nackte, auf dem Kopf stehende, Eichhörnchen stehen.)

Da Gary keine Lust mehr hatte, mit seinem Spiegelbild zu sprechen, entschied er sich dazu, ein weibliches Kampfeichhorn zu suchen.

So machte er sich auf den Weg durch die dunkelsten Gassen, über die höchsten Dächer, unter den schnellsten Autos hindurch, bis es schließlich im Altersheim landete. Was Gary nicht wusste: Er war im Zimmer von Frau Schmootens gelandet, die Eichhörnchen eigentlich nur in der Kombination mit Ketchup kannte. Also holte sie Ketchup und versuchte, Gary damit zu beträufeln. Gary schaffte es, mit einem gekonnten Links-Rechts-Sprung, dem tödlichen Geschoss zu entfliehen. Nach diesem Sprung jedoch, fielen ihm wieder seine enormen Nackenschmerzen ein, die durch das Manöver noch verstärkt wurden. Die Schmerzen waren so stark, dass er sofort in eine Starre verfiel. Er wurde hart wie ein Brett und fiel in einem perfekten 90-Grad-Winkel vom Tisch in den Mülleimer, worauf Frau Schmootens vor Schreck an einem kleingeschnittenen Apfelzipfel, der noch zwischen ihren Zähnen hing, erstickte.

Daraufhin kam er Herr Schmieder, ein 90jähriger katholischer Pfarrer mit leichter Rot-Grün-Schwäche, ins Zimmer. Diese Schwäche wurde ihm zum Verhängnis, da er das rostrote Eichhörnchen für einen Mini-Grinch hielt. Dieser Anblick weckte ein Kindheitstrauma in ihm, denn seine Mutter hatte ihm immer erzählt, dass der Grinch ihn holen käme, wenn er seine Zähne nicht putzte. Da Herr Schmieder keine Zähne mehr hatte, tat er das schon seit 30 Jahren nicht mehr und lebte in schrecklicher Angst, nicht vom Tod, sondern vom Grinch geholt zu werden, der seine Seele an Google verkaufen könnte und Herr Schmieder fürchtete, dann auf ewig für Steve Jobs arbeiten zu müssen. Die Kombination aus dem Mini-Grinch und Steve Jobs rief bei ihm eine Panikreaktion hervor – er salbte Gary mit Knoblauchöl, rammte ihm ein hölzernes Kruzifix in den Mund, beträufelte ihn mit Weihwasser und betete dreimal das Vater Unser. Erst nachdem Herr Schmieder die Prozedur beendet hatte, fiel ihm ein, dass sie eigentlich gegen Vampire und nicht gegen Mini-Grinchs half. Daraufhin malte er sich mit einer Blutkonserve aus dem Kühlschrank ein Pentagramm auf die Brust, betete zu Satan und mit huldigenden Arm- und Rückenbewegungen um die Vergebung seiner grauenhaften Sünden, seine Zähne nicht aufbewahrt und geputzt zu haben. Dabei verrenkte er sich den Rücken. Gary witterte seine Chance, riss sich das Kruzifix aus dem Mund und versuchte den alten Mann mit all seiner Massageerfahrung von den Rückenschmerzen zu befreien. Herr Schmieder verstand die Geste falsch und dachte, der Mini-Grinch würde versuchen, ihn in sein dunkles Reich zu locken. Beim Versuch, ihm das Holzkruzifix zu entreißen, stieß er sich so heftig den Kopf, dass er an Hirnversagen starb. Herr Schmieder und Frau Schmootens waren nun im siebten Himmel.

Gary, das Massageeichhörnchen, hatte durch den an ihm betriebenen Exorzismus, mittlerweile eine dunkle Seite an sich entdeckt. Mit Hilfe eines Rituals über das man lieber den Mantel des Schweigens hüllen sollte (Tipp: Hat was mit Ketchup zu tun), verkaufte er die Seelen der beiden Alten an Steve Jobs. Als Dank besorgte dieser ihm einen Luxusbaum mit einer Minibar, die sich täglich mit IKEA-Hotdogs auffüllte. Vor allem aber erfreute sich Gary an dem fetten Spiegel an der Wand. Steve Jobs hatte den Spiegel – extra für Gary – mit einer KI versehen. Von nun an traf Gary, immer wenn er in den Spiegel sah, auf ein weibliches Kampfeinhorn namens Schmiri, das er sich nicht schöner vorstellen konnte und das ihm Antworten auf all seine Fragen geben würde.