Iserlohn ist eine Stadt, die man aus verschiedenen Sichten sehen kann. Ich kann es als eine vernünftige Stadt bezeichnen, aber auch genauso gut, als eine dreckige und asoziale Stadt. Dazu musste ich es aber erst genauer besichtigen. Für eine wie mich, die hier nicht geboren wurde und die seit erst vier Jahren hier wohnt (vorher lebte ich in Polen), gibt es auch sehr verschiedene Ansichten. Ganz am Anfang war alles ganz anders, als ich es mir vorgstellt hatte. Jeder hier schien mir so ruhig und komisch. In meiner Straße, da wo ich von Anfang an wohne, ist alles immer noch sehr ruhig und ordentlich. Alle Menschen respektieren sich gegenseitig, achten auf die Ordnung, kümmern sich um alle anderen. Ich bin kaum rausgegangen, kannte kaum die Sprache – nur der Weg zur Schule und dann wieder zurück. Als ich die Sprache besser drauf hatte, kamen dann auch schnell einige Freunde dazu. Wir sind rausgegangen, um irgendwelche Sachen noch nach der Schule machen zu können, trotzdem sind wir nur auf den Straßen in der Nähe rumgelaufen. Ich habe nur Sachen aus der Gegend mitbekommen, was für mich auch nicht sehr besonders war. Jeden Tag habe ich mich gewundert, wie ruhig eine Stadt sein kann, ich hatte aber keine Ahnung, was innen drin wirklich passiert. Irgendwann, als ich immer mehr Freunde gefunden hatte, die Sprache einigermaßen gut gesprochen habe, sind wir immer öfter in der Stadt gewesen. Meine ersten Eindrücke? Überall Ausländer, alles ziemlich dreckig. Trotz sehr vielen Mülltonnen lag der ganze Dreck auf der Erde, viele Minderjährige liefen schon mit Zigaretten und Alkohol rum, sehr viele Schlägereien mitten in der Stadt und sehr viele Polizeiwagen. Sehr viele Orte wo Drogen konsumiert werden und genau so viele Orte, wo auf den Straßen getrunken wird. Immer wieder bin ich da gewesen, aber ich muss sagen: Mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran. Natürlich hat Iserlohn auch schöne Seiten. Viele Bars und viele Plätze, wo sich die Menschen hinsetzen, essen und trinken können. Tagsüber ist die Stadt ganz normal. Abends fängt es dann immer an. Viele „Schwarzkopf-Kanacken“, wie sie hier genannt werden, versammeln sich an einem ganz bestimmten Ort, meistens ist das der so genannte C&A Platz. Dort wird geredet, geraucht und ab und zu getrunken. Schlägereien und Streitigkeiten ist da der Standard. Ich habe Vieles gesehen und nie wirklich was davon verstanden. Für mich war alles neu und unnormal. Das Krasse ist, dass sowas hier einfach zum Alltag gehört. Jetzt gehe ich durch die Stadt und das alles, was mir so unnormal vorkam, ist für mich jetzt ganz normal und nix Neues. Und trotz den ganzen Sachen, die so anders sind, hab ich mich sehr gut hier eingelebt und könnte mir jetzt nicht vorstellen, aus Iserlohn wegzuziehen.
Jagoda