Dazwischen von August Klar (Hausbesuch in Warendorf)

In einer kleinen Stadt im Münsterland

Zwischen mittendrin und Hinterland

Sind junge Menschen mit Geschichten

Ich höre hin

Und sie berichten

“Und was hörst du so?”

“Einiges” sage ich.

Ihre Sicht auf die Welt

Ihre Sicht auf eine Stadt

Ein “ich find’s schön hier”

Ein “ich bin enttäuscht von diesem Ort”

Ein gehört werden und Hören

Ein “Endlich komme ich zu Wort”

Hier bin ich mittendrin

In intimen, intensiven Informationen

In immer tiefer werdenden Dimensionen

Ein Dazwischen

Ein Verständnis

Ein Geheimnis

Eine Angst, die mich packt

Verhalten hake ich nach

Wie verhält sich das alles eigentlich

“Magst du es hier?” frage ich.

“Ja”.

“Und du?”

“Ich nicht”

Zwischen denen, die hier bleiben und denen, die gehen

Bleibt ein “ich war da”

Bleibt ein “bis zum nächsten Mal”

Zwischen den Stehengebliebenen und den Aufgebrochenen

Ein Bierchen

Ein um fünf Uhr Aufstehen, zur Schule und zur Arbeit

Ein Durchhalten

Ein Weitermachen

Ein Weg gegangen sein

Ein endlich bin ich angekommen

Was dazwischen ist, entscheidet

Was dazwischen war, verbleibt

Die einen gehen, die anderen bleiben

Am Ende zählt, was man dann schreibt

Eine Kneipe schließt

Ein Kino öffnet

Mein gegenüber verschließt sich

Ein anderer öffnet in Ruhe seine Zigarettenschachtel, zündet sich die Zigarette An, zieht intensiv daran und erzählt

Zwischen Jungen und Alten

Zwischen Zocken und Rente

Zwischen Aufbruch und Abbruch

Da ist ein Skateplatz

Da war ein Sommer

Da war auch mal eine Schlägerei und ein paar Jugendliche, die ein bisschen zu jung waren, Um schon Alkohol zu trinken

“Der Skateplatz?”

Der Skateplatz

Eine andere Welt

Hier gibt es Substanzen

und Substanz

Hier gibt es Sprünge, Aufkommen und Ankommen

Sie machen große Sprünge

Sie werden stetig besser

Ein Absprung in Aussicht

Der Absprung, der Aufprall

Das Ankommen, der Beifall

Einer ruft “ich hau dir aufs Maul”

Ein anderer läuft davon

Was dazwischen ist, entscheidet

Was dazwischen war, verbleibt

Die einen gehen, die anderen bleiben

Am Ende zählt, was man dann schreibt

Andere behütet, wie die Küken im Nest

Eine Zukunft vor ihnen

Wenn man sie nur lässt

Eine unbeschwerte Zeit

“Die Zukunft. Die wird gut”

Keine Eltern, die streiten

Keine Drogen, die verleiten

Ein Job, ein Haus, eine Perspektive

Die Suche und das Finden von Liebe

Die Liebe. Das Land.

Die Ferne. Die Stadt. Die Nähe.

Das Abgeschiedene. Das Geheime. Das Offensichtliche. Das Stetige. Das Gefährliche.

Das Vergessene. Das Einfache und das Schwere. Hier kommt dann alles zusammen.

“Hier siehst du Sachen, die glaubst du gar nicht “

“Das glaub ich dir”

Eine kleine Stadt im Münsterland.

Zwischen mittendrin und Hinterland

Dazwischen junge Menschen mit Geschichten

Ich hörte zu

Und ich schrieb

Ich blieb kurz da

Und etwas blieb

“Und was bleibt?”

“Einiges” sage ich.

Da waren Sorgen und Vorfreude

War ein “ich war dabei, ich hab’s gesehen”

Etwas wiederholt sich

Etwas anderes ist neu

Etwas war außerhalb und unerreichbar

Etwas war dazwischen und schon da

Und was dazwischen ist, entscheidet

Was dazwischen war, verbleibt

Die einen gehen, die anderen bleiben

Am Ende zählt was man dann schreibt

“Oder was man sagt“

“Oder was man sagt, das stimmt”