Meine Mutter war bei meiner Geburt sehr jung. Sie konnte und wollte mich nicht groß ziehen. Eigentlich wollte sie mich zur Adoption freigeben, aber meine Oma ließ es nicht zu und nahm mich bei sich auf. Sie war der liebevollste Mensch auf Erden, sie sagte immer: ,,Du bist ein Geschenk von Gott!“ Wir haben gute und schlechte Zeiten gehabt, ich habe sie auch früher Mutter, beziehungsweise „Anne“ auf türkisch, genannt. Aber als ich langsam merkte und erfuhr, dass sie meine Oma sei, wusste ich nicht mehr weiter. Aber was ich wusste ist, dass sie für mich immer meine Mutter bleiben wird. Egal was passiert. Sie ist und bleibt meine Mutter. Sie und ich unternahmen viel in Bergneustadt. Sie liebte es, spazieren zu gehen und Eis liebte sie auch. So wie ich. Ich fühlte mich so wohl bei ihr. Ich schlief immer mit ihr zusammen, weil ich dann keine Angst mehr hatte vor Monstern, die angeblich unter meinem Bett waren. Nach ein paar Wochen musste ich nach der Schule ins Krankenhaus, weil es ihr nicht gut ging. Der Arzt stellte am Ende fest, dass sie sehr schwer krank ist. Meine Welt brach zusammen in diesem Augenblick. Ich war so traurig. Ich fragte mich: „Ihr war doch nie schlecht, wie kommt aufeinmal das heraus, dass sie schwer krank ist.“ Ich versprach ihr, dass ich immer für sie da sein werde und sie nie alleine lasse. Wir sind trotzdessen, dass sie schwer krank war, spazieren gegangen, haben Eis gegessen. Ich hab versucht, sie glücklich zu machen. Sie hat mich immer glücklich gemacht. Ich habe sie wirklich süß in die Wangen gekniffen. Ich liebe sie einfach so sehr. An einem Freitag kam ich nach Hause und fragte mich, warum aufeinmal so viele Menschen in meinem Haus sind. Ich fragte meine Tante, warum wir nicht ins Krankenhaus zu meiner Oma fahren, denn wir sind jeden Tag dahin gefahren. Meine Tante ging mit mir in das Schlafzimmer von meiner Oma und erzählte mir weinend, dass meine Oma heute gestorben ist und ich wusste erst nicht, was ich sagen soll, aber danach glaube ich, dass mein Vater zu uns kam und er schrie meine Tante an, warum sie es mir gesagt hatte. An dem Zeitpunkt war mir klar, dass es wirklich wahr ist, dass sie tot ist. Ich brach in Tränen aus und schrie so laut, bis alle es im Haus hörten. Ich schloß die Tür in meinem Zimmer und ging nicht mehr raus. Alle versuchten, mich zu trösten. Doch wie sollte man mich trösten, wenn meine Oma, die für mich wie eine Mutter war, verstarb. Ein paar Tage später flogen wir in die Türkei, um meine Oma in ihrer Heimatstadt zu beerdigen. Wir beerdigten sie neben meinem Opa. Als ich älter wurde, ging es mir schon besser und ich akzeptierte es langsam, dass sie nicht mehr bei mir war. Aber sie wird immer in meinem Herzen einen Platz haben und ich denke jeden Tag an sie und bete donnerstags für sie und an meinen Opa auch, obwohl ich ihn nicht kannte. Er starb, als ich geboren wurde. Mein Vater heiratete eine andere Frau, die meine Stiefmutter sei, aber so sehr sie versucht, nett zu sein oder für mich alles tut und versucht, eine gute Mutter zu sein, wird meine Oma immer meine Mutter bleiben. Niemand wird ihren Platz übernehmen können, denn sie ist und bleibt meine Mutter. Bergneustadt bleibt nicht mehr wie es früher war für mich. Für mich ist Bergneustadt nicht mehr Bergneustadt, weil meine Oma tot ist. Als sie noch lebte, war irgendwie Bergneustadt ganz anders für mich. Fröhlich, aber seit dem sie nicht mehr da ist, ist alles kompliziert.
Ayloo